Noch einmal die Grünen. In seiner Kolumne für Spiegel-Online erläutert Jan Fleischhauer, die Grünen machten nun Schluss mit der Verbieterei. Das spießige Image sei schuld, so die Diagnose der grünen Bössin, am schlechten Wahlergebnis.
Bei den
nächsten Wahlveranstaltungen werden nun wohl Bockwürste statt Rosen verteilt, die
neue Grünen-Spitze schließt Werbeverträge mit der Tabakindustrie. Für eine
Partei, so Fleischhauer, sei es tödlich, als Spießerpartei zu gelten. Warum
eigentlich? Ist der enge Horizont wirklich ein Problem für einen Politiker? Könnte man fragen. Also, der enge
Horizont als Image.
Ganz bestimmt
richtig ist: Das elende Verbieten-wollen hat den Grünen geschadet. Da hatte
Rainer Brüderle ein letztes Mal Oberwasser, als er Trittin genüsslich Dampf
unterm Kessel machen konnte: Er esse, was er wolle, wie er wolle, wann er wolle
und – daran habe ich nie gezweifelt – so viel er wolle. Ganze Büffelherden sah
ich vor meinem geistigen Auge, wie sie bereitwillig für Brüderle sich grillen
ließen.
Aber das
spießige Image? War das wirklich ein Problem für die Grünen? Nicht jede
Kanzlerin mit einem etwas spießigen Image muss bei ihrer Wiederwahl scheitern.
So lange der Horizont enger wurde, die propagierten Lebensmodelle immer
gleichgerichteter, so lange, schien es, die Grünen profitieren davon. Was man nicht
gutheißen muss. Aber erst als die Idee aufkam, das schöne grüne Leben mithilfe
einiger Gesetze nun allen zu schenken, erst dann kam die Kritik.
Winfried
Kretschmann, der baden-württembergische Ministerpräsident, scheint alle, auch
mich, zu widerlegen. Sein Image ist etwas zu spießig, was ihm offenbar bei der
Wahl nicht geschadet hat. Einen Spießer würde ich ihn aber nicht nennen wollen,
einen begrenzten Horizont nicht andichten. Bei einem Politiker ist die Frage der
Spießigkeit demnach kompliziert: Es gibt das Verhältnis von Innerem und
Äußerem. Das ist immer wieder Thema hier im Blog. Wie lässt sich – oder auch
nicht – vom einen auf das andere schließen. Für die Politikerin ist das Äußere
aber Teil der Imagekampagne.
Fleischhauer
behauptet, wir wollen die ewige Jugend, was heißt, die ständige Rebellion – und
trotzdem im Establishment ankommen. Das wäre Joschka für alle. Stimmt
das? Viele der letzten Wahlsiege, Merkel, Seehofer, Kretschmann, lassen doch auf etwas
anderes schließen: Je biederer, desto lieberer.
Meine
Empfehlung als Imageberater der Grünen lautete: dezente Spießigkeit. Nicht
gleich die Bionade-Flasche werfen, wenn ihr einen Biertrinker auf einem
öffentlichen Platz erwischt.
Ach so, nein,
mein Wunsch ist das nicht. Auch der dezent zur Schau getragene, enge Horizont steht
dem modernen Politiker, finde ich, nicht.
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