Allzu viele Kommentare habe ich ja nicht auf diesem Blog – was in Ordnung ist, dieser Blog soll keine mangelnde Aufmerksamkeit kompensieren. Ich leide nicht. Oder, wenn hinter einem Text unbedingt ein Leiden verborgen sein soll, wie die Wissenschaft mal behauptet hatte, dann wäre das woanders zu suchen. Noch immer schmerzt der Provinzklinker.
Die ganz
wenigen Kommentare beschäftigen mich dafür nachhaltig. (Ach, ich lese sie
täglich.) Und hin und wieder dachte ich
über diese Frage nach, wo Kunst in die „Spießerfalle“ tappe oder warum sie es eben
nicht tut. Eine kleine Reihe über PeterLicht könnte helfen. Ja genau, der hatte
mal dieses Lied für den Anrufbeantworter geschrieben, das mit dem Sonnendeck. Wer
denkt, Anrufbeantworter?, verstehe ich nicht, sehe auf Wikipedia nach oder im Museum
für Technikgeschichte.
„Sonnendeck“
und „Das Ende vom Kapitalismus“ sind hängengeblieben. Wie so oft, sagt der
Kenner dazu: Ja, die sind ganz gut, aber da sind eigentlich sooo viele bessere
Sachen! Genau, der Kenner kennt sich eben aus. Und ich auch.
2001 erschien
das erste Album von PeterLicht, „14 Lieder“, mit dem „Sonnendeck“ und mit
einigen Liedern, die sich auf eigentümliche Weise gesellschaftlichen Themen zuwenden.
Zum Beispiel das Lied „Ihr lieben 68er“. Schon der Titel verrät ein typisches Merkmal
von einigen PeterLicht-Songs: Eine Person oder, wie hier, eine Gruppe von
Personen wird direkt angesprochen. PeterLicht sagt „Du“ oder „Ihr“ und rückt
dem Zuhörer damit auf den Leib oder macht ihn sich zum Komplizen, wie hier, wenn
eben zu den 68ern gesprochen wird, das Lied aber eigentlich nicht für sie
geschrieben wurde, PeterLichts Musik eher nicht vorranging von dieser
Generation gehört wird. Die ersten Verse lauten:
„Ihr lieben
68er,
Ihr lieben 68er,
Ihr lieben 68er,
Danke für Alles – Ihr dürft gehn!“
Das ist langsam vorgetragen. Das „Ihr dürft gehn!“ hinkt etwas hinterher. Der Witz sitzt. Dabei, und das gilt für fast alle PeterLicht-Lieder, ist das ganze viel zu durchsichtig, viel zu einfach gebaut auf den ersten Blick. Die 68er sollen gehen – das ist überdeutlich. So simpel soll Kunst doch bitte nicht sein, so schlicht, so banal. Wo ist die Unverfügbarkeit, wo Adorno, wo die Subversion? Ach ja, stimmt, die sollten ja gerade gehen.
Ihr lieben 68er,
Ihr lieben 68er,
Danke für Alles – Ihr dürft gehn!“
Das ist langsam vorgetragen. Das „Ihr dürft gehn!“ hinkt etwas hinterher. Der Witz sitzt. Dabei, und das gilt für fast alle PeterLicht-Lieder, ist das ganze viel zu durchsichtig, viel zu einfach gebaut auf den ersten Blick. Die 68er sollen gehen – das ist überdeutlich. So simpel soll Kunst doch bitte nicht sein, so schlicht, so banal. Wo ist die Unverfügbarkeit, wo Adorno, wo die Subversion? Ach ja, stimmt, die sollten ja gerade gehen.
Die zweite ‚Strophe‘:
„Ihr könnt
euch auch eure Poesie-Alben zeigen
Aus den tollen
Tagen
Oder eure
alten Hosen.
Ihr könnt
machen was ihr wollt.
Ihr habt euch
ja befreit.
Ja, ihr habt
euch befreit.
Aber bitte
ruft uns,
Aber bitte
ruft uns,
Aber bitte
ruft uns nicht an!“
Die 68er
werden lächerlich im Licht der Nostalgie. Wieder kommt das allzu einfach daher.
Sie sollen machen, was sie wollen, denn sie haben sich ja befreit. Ein Kalauer.
Und auch wieder dieses Hinauszögern des „nicht“. Aber bitte ruft uns – nicht an.
Als könnte dieser Witz, einmal gehört, hier nochmal zünden. Darum kümmert sich
das Liedlein nicht. Es beschwert sich weiter bis endlich auch Cohn-Bendit
gegangen ist.
Diese
Einfachheit ist das Vertrackte. Das hat einen doppelten Boden, jederzeit könnte
der lächerlich werden, der sich mit diesem Lied gemein macht. Die Frage, ob das
ernst gemeint sei, ist schwierig zu beantworten. Ja, bestimmt, ganz ernst, und es
ist trotzdem ganz ironisch.
__
Wer nach
PeterLicht im Internet sucht, wird finden, dass er gerade eine
Crowd-Finanzierung sucht; darauf weise ich hiermit gerne hin.
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