Der Tod ist heikel. Wenn er sich ins Gespräch bringt oder von jemandem eingeschleppt wird, beginnt der Ernst. Die letzten Friedhofsbesuche sind kein Smalltalk-Thema. Überall liegen Schlipse, die betreten würden, sobald man flapsig über das Thema spricht oder schreibt.
Bei Günter
Jauch ging es am vergangenen Sonntag um Sterbehilfe, das für mich ein
Aufreger-Thema ist. Ich war selbst überrascht, ich blieb nach dem Tatort dort
hängen. Überrascht, weil mir das bei Jauch nur äußerst selten passiert,
überrascht noch mehr, weil ich das Thema im Fernsehen schlecht ertrage. In der
Regel spricht man über dieses Thema am liebsten vollkommen uninformiert oder
vollkommen intim. Das ertrage ich beides nicht. Überhaupt ist das ganze Thema
ja nicht zu jeder Zeit gut konsumierbar. Beim Glas Rotwein noch Jauch über
Sterbehilfe – eher nicht. Aber die Runde sprach wirklich sehr ernst, sehr
nachdenklich, sehr gut informiert über das Thema.
Ausgerechnet der
Tod macht nun Werbung für meine kleine Erzählung, für die ich eine Finanzierung
suche. Warum ausgerechnet dieser Lümmel? Schrecklich habe ich das kleine Bild
genannt, aber es soll auch irgendwie zu meinem Textchen passen, schrieb ich.
Dabei wird in der Erzählung nicht ständig gestorben. Das Bild gefällt mir aus
einem sehr bestimmten Grund, es erinnert mich an die berühmten Totentänze.
Unerfreulich, wenn aus dem Spiegel, der Tod herauslächelt. Das Bild ist eine Aquarellkopie des Basler Totentanzes aus dem 15. Jahrhundert.
Die ersten
bildlichen Darstellungen von Totentänzen stammen wohl aus dem späten
Mittelalter. Immer muss bei diesen Darstellungen der Papst dran glauben und der
König natürlich, meistens auch eine schöne Jungfrau oder ein reicher Kaufmann.
Der Tod macht alle gleich. Das ist eine Warnung und ein – äußerst makabrer –
Trost: Irgendwann stirbt auch Angela Merkel. Oder Paulo Coelho. Und im Tod sind
alle gleich.
Das hat
allerdings rein gar nichts damit zu tun, jemandem den Tod zu wünschen. Das
verdeutlichen ja die Totentänze: Der Tod lädt ALLE ein zum Tanz. Und Niemandem
bleibt etwas. So ein Ernst passt nun zur Vorstellung des Mittelalters, wo alle zu
ernst lebten, zu wenig Urlaub machten, zu viel arbeiteten und zu viel starben. Doch
es ist ein Tanz, ein lustiger Tanz. Wie ernst soll man diesen lächerlichen Tod
denn nehmen mit seiner Tröte. Da versinke ich doch nicht in trübsinniger
Betrachtung, das ist tatsächlich witzig dargestellt.
Aus dem Vergänglichkeitsbuch von Wilhelm Werner von Zimmern, Mitte 16. Jahrhundert.
Es ist also
beides zugleich: Der ungeheuerliche Ernst und der Spaß, der leicht darüber
hinweggehen könnte. Und genau das gefällt mir. Nicht dass ich einen Totentanz
mit meiner Erzählung geschaffen hätte. Es ist dieses Spiel, hinter dem der Ernst
lauert. Oder ein Ernst, über den man jederzeit ganz leicht hinwegspringen kann.
Genau das fasziniert mich. Und auch das machte die Jauch-Runde zu einer
besonderen Talkrunde, als Thomas Gottschalk bemerkte, er möchte unbedingt 100
Jahre alt werden und hat schon Panik, wenn er an seinen 65. Geburtstag denkt.
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Da ich unterschätzt hatte, dass Crowdfunding manchen natürlich noch unvertraut ist, eine Anmerkung:
Das kleine Büchlein wird es nur geben, wenn das Finanzierungsziel erreicht
wird. Sonst kommt das in die Tonne. Es ist eine Vorbestellung, die also scheitern könnte. Das ganze ist allerdings risikofrei:
Das gesamte Geld erhält man von Visionbakery zurück, falls die Finanzierung
nicht zustande kommt.
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